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Agilstabile Strukturen durch mehr Technologien: Wie dynamisch ist die Immobilienbranche wirklich?

Gerade in Krisenzeiten ist die Fähigkeit einer Branche, resilient auf Veränderungen zu reagieren, immer entscheidender. Die Immobilienwirtschaft hatte bisher den Ruf, traditionell und konservativ geprägt zu sein. Doch die anhaltende Energie- und Zinskrise zeigt, dass selbst etablierte Immobilienakteure ohne die Bereitschaft sich an neue Rahmenbedingungen schnell anzupassen, nicht zukunftsfähig sind. Die Anwendung von mehr Technologien verspricht eine neue Dynamik am Markt und zwingt Organisationen zum Wandel. Hier kommen agilstabile Strukturen ins Spiel - eine innovative Herangehensweise, die Agilität und Stabilität miteinander vereint.



Die Immobilienbranche ist nicht nur für Deutschland, sondern auch auf EU-Ebene von hoher wirtschaftlicher Bedeutung, was ihre starke Tradition maßgeblich beeinflusst. Mit einem Anteil von 19% der Gesamtwertschöpfung am BIP und knapp 3,5 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (ZIA, 2022), besitzt die Branche einen gewissen „Unantastbarkeitsstatus“. Diese Branchengröße macht sie zu einem sensiblen Faktor in der Volkswirtschaft. In den letzten Jahren erwies sich die Branche im Gegensatz zu vielen anderen Industriestaaten als vergleichsweise stabil, ohne Einbrüche bei Umsätzen oder Beschäftigung während der Finanz- und Wirtschaftskrise.

 

Jedoch birgt diese starke Wirtschaftsrelevanz auch eine erhebliche Verantwortung im sozialen und ökologischen Bereich. Standards, Normen und Regelwerke spielen eine maßgebliche Rolle in der Professionalisierung und Sicherheit der Branche. Die tägliche Praxis erfordert die strikte Einhaltung geltender Standards sowie die Ableitung von Konsequenzen bei Schadensfällen. Die Herausforderung besteht darin, diese Anforderungen – sei es die ökonomische Stabilität, Sicherheitsstandards oder die Integration zukünftiger Megatrends – effektiv zu balancieren.

 

Agilität durch Technologien

Der Einsatz von Technologien verleiht der Immobilienbranche eine bisher ungekannte Agilität. Dabei wächst die PropTech Szene, eine Wortschöpfung aus 'Property' und 'Technology', stetig an. Sie fungieren als Anbieter von Lösungen für Unternehmen mit Immobilienfokus (B2B) oder individuelle Immobilienbesitzer (B2C). Diese Unternehmen kreieren und stellen digitale Produkte sowie innovative Geschäftsmodelle vor, die sich auf mindestens eine Phase des Immobilienlebenszyklus beziehen (blackprint PropTech Report 2023). Entscheidend ist ihre Verknüpfung mit den vielfältigen Wertschöpfungsstufen im Lebenszyklus einer Immobilie. Ob ihr Fokus auf einer bahnbrechenden Innovation oder der Optimierung bestehender Prozesse liegt, ist hier vorerst nebensächlich.

Anknüpfungspunkte von Technologien im Immobilienlebenszyklus © Reaworx GmbH

 

Früher zeitaufwendige und ressourcenintensive Prozesse erfahren nun durch Automatisierung und Datenanalyse eine Optimierung. In der Planungsphase tragen Methoden wie Building Information Modeling (BIM) oder Lean, ergänzt durch Smart Data und Virtual Reality, zu einer höheren Transparenz bei. Bei der Ausführung kann der Einsatz von Drohnen und Robotern die Dokumentation und Überwachung unterstützen. KI-gestützte Algorithmen prognostizieren Marktentwicklungen, unterstützen bei der Preisgestaltung und liefern personalisierte Empfehlungen für Kunden während des Vermarktungsprozesses. Virtuelle Besichtigungen eröffnen Interessenten die Möglichkeit, Immobilien von überall aus zu erkunden, was den Kauf- und Vermietungsprozess beschleunigt.


Einflussgrad neuer Technologien auf die Immobilienwirtschaft, PropTech-Studie von Union Investment und GTEC © Reaworx GmbH


Die Implementierung von neuen Technologien ist im Vergleich zu anderen Branchen komplexer, da die Immobilienbranche nicht nur traditioneller geprägt, sondern zudem auch kleinteiliger aufgebaut ist. Daher liegt im Fokus der digitalen Entwicklung neben dem Einführen neuer Technologien, der Aufbau neuer Kenntnisse und Fähigkeiten aller Projektbeteiligten. Zusätzlich sind neue Anforderungen an Prozessabläufe mit erhöhter Transparenz gestellt, welche eine neue Kollaboration der Projektbeteiligten und damit qualitätssichernde Richtlinien erforderlich macht.


 

Dynamik managen

Agilstabile Strukturen dienen dazu, die Vorteile von Agilität und Stabilität zu kombinieren, um eine widerstandsfähige und zukunftsfähige Unternehmenskultur zu schaffen. Jedoch kann eine zu starke Betonung der Agilität zu Instabilität im Unternehmen führen. Durch den ständigen Wandlungswillen, können Mitarbeiter überfordert und die Qualität gefährdet werden. Deswegen ist die Betonung von Stabilität besonders entscheidend um in disruptiven Zeiten Sicherheit zu vermitteln. Stabile Strukturen und Prozesse sorgen für Vorhersehbarkeit, Widerstandsfähigkeit und Zuverlässigkeit.

 

Wie lässt sich das erreichen?

Kommunikation & Transparenz:

Offene Kommunikation und Transparenz sind grundlegend. Mitarbeiter sollten verstehen, warum Veränderungen notwendig sind, und in den Veränderungsprozess einbezogen werden.

 

Klares Rahmenwerk:

Ein gut definiertes Rahmenwerk, das Prozesse und Richtlinien festlegt, sorgt für Stabilität. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Veränderungen nicht möglich sind. Das Rahmenwerk sollte so gestaltet sein, dass es Anpassungen und Iterationen erlaubt.

 

Führung & Empowerment:

Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Schaffung von agilstabilen Strukturen. Sie müssen sowohl als Wegweiser für die Vision des Unternehmens dienen als auch den Teams die Autonomie und Verantwortung überlassen, um agil handlungsfähig zu sein.

 

Gelebte Fehlerkultur:

Agilität und Stabilität gehen Hand in Hand, wenn eine Organisation eine Kultur des kontinuierlichen Wandlungswillens pflegt. Fehler werden nicht als Scheitern betrachtet, sondern als Lernchancen gesehen.

 

 

Fazit

 

Um die Anfangsfrage zu beantworten: Ja, die Immobilienbranche wird dank neuer Technologien in Zukunft noch dynamischer sein. Trotz der vielen Vorteile, die Technologien mit sich bringen, stehen Immobilienunternehmen jedoch vor organisatorischem Gestaltungsbedarf, der nicht zu vernachlässigen ist. Die Fähigkeit, sich schnell an Veränderungen anzupassen und innovative Lösungen anzubieten, wird zunehmend zum Schlüssel für den Erfolg am Markt. Unternehmen, die bereits jetzt auf Agilität und die Nutzung neuer Technologien setzen, haben eine größere Chance, sich in diesem dynamischen Umfeld nachhaltig zu behaupten. Gleichermaßen ist die traditionsgeprägte Stabilität der Branche im richtigen Maße beizubehalten.

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